Es hätte alles so schön werden können. Nach dem doch sehr aufgeweichten bis dahinsiechenden Siedler – Aufstieg eines Königreichs, welches vor allem dadurch auffiel, dass es die Spielzeit künstlich in die Länge zog, hätte Siedler 7 mal wieder ein guter Neustart werden können. Schon bei früheren Versionen gab es immer wieder den Witz, dass die nächste Siedler Version nur noch 2 Buttons benötigt, nämlich „Jetzt gewinnen“ und beenden. Vielleicht ist mit Siedler 7 alles besser geworden, doch ob dies funktioniert hat oder nicht, wird der Siedler Community zunächst verschlossen bleiben. Solange der Kopierschutz bei Siedler 7 in der aktuellen Form beibehalten bleibt, wird es hier keine Abhandlung zum Spiel geben.

Der Ubisoft Game Launcher als Pseudo-Feature

Das wohl größte Problem ist doch, dass der Kopierschutz, insbesondere wenn er besonders rigide implementiert wird, dem Kunden, also uns Spielern, schnell mal als feature verkauft werden soll. AuchSiedler 7 nutzt den Ubisoft Game Launcher. Zweifelsohne hat man als Publisher oder Entwickler jedes Recht seine Produkte zu schützen. Zweifelsohne sind Verkaufszahlen entscheidend. Es interessiert letztendlich nicht, ob ein Spiel, von Oma Klara dem Bub zum Geburtstag geschenkt, nur kurz angespielt wird und dann in der Mottenkiste verschwindet, oder ob es dank fantastischer Umsetzung fesselt. Gute Unterhaltung ist längst kein Verkaufsinstrument mehr, wenn nur die Verpackung stimmt, und alleine der Name „Siedler“ sorgt für hinreichende Verkäufe. Das lässt sich auch an Siedler DS gut illustrieren. Es bleibt bezogen auf jeden Kopierschutz festzuhalten, dass es ein schmaler Grat ist zwischen der Verkomplizierung der Technik, und dem Schutz des eigenen Werkes. Technisch gibt es keine sinnvolle Begründung für eine nötige, permanente Internetverbindung, zumal schneller Internetzugang in Deutschland alles andere als flächendeckend verfügbar ist. Angriffe auf die Ubisoft Server und die ständige Überlastung dessen verderben zusätzlich den Spielspaß – für einen scheinbar höheren Schutz des eigenen Werks. Spielstände online zu speichern, um von überall darauf zugreifen zu können, ist für den Normalnutzer ebenfalls keine sinnvolle Funktion. Wie hoch ist die Zielgruppe, die Siedler 7 an verschiedenen Orten spielt, zumal man unterwegs sowieso nicht spielen kann, wenn man nicht gerade einen mitunter teuren Surf-Stick hat?

Kritik am Kopierschutz von Siedler 7 nimmt kein Ende

Man könnte meinen, und die Erfahrung zeigt dies, dass sich im Laufe der Zeit der Kunde an den Kopierschutz gewöhnt. Wenn man nur lange genug standhaft bleibt, wird der Kunde den Kopierschutz akzeptieren. Er hat ja in der Regel keine Alternative – außer eben nicht zu spielen. Die Siedler Reihe insgesamt spricht jedoch eine andere Zielgruppe an, als Spiele, die auch den Ubisoft Game Launcher nutzten, und so ist die massive Kritik am Kopierschutz von Siedler 7 auch nach etlichen Monaten nicht verhallt. Die Gruppe, die wirklich intensiv Siedler 7 gespielt hat, wird kaum so groß sein, wie dies bei den Vorgängern der Fall war. Und schaut man in die Zugriffsstatistik dieser Seite, so wird sie überschwemmt mit Besuchern, die nach Cracks suchen, um die permanente Online Verbindung zu umgehen.

Siedler 7 – offiziell ausgezeichnet, vom Kunden abgelehnt

Keine Frage, die letzten Siedler Versionen, obwohl, oder gerade weil das Spielprinzip mitunter empfindlich verändert wurde, wurden mit offiziellen Preise geradezu überschüttet. Das ist auch bei Siedler 7 nicht anders gewesen. Trotzdem ist immer wieder zu verzeichnen, dass aktuelle Siedler Versionen nicht mehr an den Status heranreichen, den alte Siedler Versionen hatten, oder noch immer inne haben. Es ist schon bezeichnend, dass Siedler 3 unentwegt gespielt wird, und dessen Website ebenfalls nach über 12 Jahren noch aktiv ist, während die Website einiger Nachfolger mitunter schnell dem neuesten Titel Platz machen mussten, und in der Versenkung verschwinden.

Siedler ist erfolgreich, weil es sich gut verkauft?

Es ist wohl ein Trugschluss anzunehmen, dass hohe Verkaufszahlen ein Messwert für eine gute Arbeit darstellen. Ja, Siedler ist ein Selbstläufer und verkauft sich noch immer wunderbar. Auch die drastische Abwertung z.B. beim Online Versandhaus amazon haben Käufer nicht davon abgehalten, zuzugreifen. Die Hingabe, mit der einst das Spiel erstellt wurde, und der Fokus, aus dem das Spiel heraus entwickelt wird, ist heutzutage jedoch nahezu vollständig verloren gegagen. BlueByte verlor seine Unschuld, als aus wirtschaftlichen Gründen Ubisoft lieber gestern als heute BlueByte schlucken musste.

Die große Masse der Spieler, so nimmt man gerne an, ist zufrieden mit dem Spiel, weil man nichts von ihnen hört. Sie beschweren sich nicht in Foren, schreiben keine negativen Rezensionen und fallen nur durch den Kauf von Siedler auf. Ob sie es aber auch wirklich spielen, steht auf einem anderen Blatt.

Wie schrieb Ubisoft, damals noch zum Kopierschutz von Die Siedler – Das Erbe der Könige, und der DVD Laufwerksproblematik:

Softwarepiraterie ist ein Vergehen, bei dem die Mehrheit, d.h. die Gesamtheit aller Spieler, die Folgen der illegalen Aktionen einer kleinen Minderheit von Hackern tragen muss.

Wenn die Lösung heißt, dass damit dann alle ehrlichen Käufer an der kurzen Leine gehalten werden, dann könnt ihr euer Siedler gerne behalten! Möglicherweise kaufe ich es dann für 5-10€, wenn der Kopierschutz entfernt wurde, und man es am Ramschtisch bekommt. Ich hätte auch problemlos den vollen Preis bezahlt, aber gängeln lasse ich mich nicht. Glücklicherweise sinkt mit wachsendem Alter auch das Bedürfnis ein Spiel bei Erscheinen sofort spielen zu wollen. Ich persönlich kann warten, oder es meinetwegen auch ganz abschreiben. Zwischenzeitig spiele ich derweil die alten Siedler Versionen, die merkwürdigerweise auch beim Nachwuchs auf Dauer mehr Bestand haben und fesseln, als die neuen super-bunti-klicki-wusel-aquarium Teile. Wenn ich Verbrauchsartikel benötige, kaufe ich Toner oder Brötchen.